WAS IST EINE SEPSIS?
Die Sepsis, umgangssprachlich auch als "Blutvergiftung" bezeichnet, ist eine Entzündungsreaktion des Körpers auf eine Infektion durch Bakterien, Pilze oder Viren. Die Sepsis wird als eine lebensbedrohliche Organfunktionseinschränkung durch eine übermäßige Reaktion des Körpers auf eine Infektion definiert.  Unter normalen Umstände ist das Immunsystems des Körpers in der Lage, eingedrungende Infektionserreger zu bekämpfen. Ist der Patient allerdings aufgrund verschiedener Faktoren, z.B. einem geschwächtem Immunsystem oder durch spezielle Medikamente geschwächt, kann sich aus zunächst harmlosen Infektionen eine Sepsis entwickeln. Hier spricht man noch nicht von einer Blutvergiftung, sondern von einer Bakteriämie (Bakterien im Blut). Über den Blutkreislauf kommt es infolgedessen zu einer Ausbreitung der Sepsis auf den gesamten Organismus. Sind Organe in ihrer Funktion gestört, spricht man nach der Sepsis-Defintion von einer schweren Sepsis. Kann aufgrund dieser Entzündungsreaktion der Blutdruck nicht mehr auf einem ausreichenden Niveau gehalten werden, und reicht die Pumpkraft des Herzens nicht mehr aus, spricht man von einem "septischem Schock", der lebensbedrohlich sein kann. Pro Jahr erkranken in Deutschland etwa 150.000 Menschen an Sepsis. Rund 150 Menschen sterben jeden Tag an den Folgen der Erkrankung. Zur Behandlung der Patienten allein auf der Intensivstation müssen pro Jahr schätzungweise 1,7 Milliarden Euro aufgewendet werden, etwa ein Drittel der Betriebskosten auf den Stationen insgesamt. 

BLUTVERGIFTUNG = ROTER STRICH AUF DER HAUT?

Die Annahme, dass ein roter Streifen auf der Haut mit Ausgangspunkt an der Wunde ein Zeichen für eine Sepsis sei, ist weit verbreitet. Die Annahme ist jedoch nicht korrekt. Das Symptom deutet auf eine Entzündung der Lymphgefäße (Lymphangitis) hin und ist demnach kein eindeutiges Zeichen für eine Sepsis, sondern lediglich ein Hinweis auf ein örtliche Entzündung. Aus einer solchen Infektion kann sich allerdings - wie aus jeder Entzündung - im ungünstigen Fall eine Blutvergiftung entwickeln. Die Lymphangitis sollte daher trotzdem sorgfältig behandelt werden. 

RISIKOGRUPPEN

  • Ältere multimorbide Patienten
  • Patienten mit geschwächtem Immunsystem (z.B bei Chemotherapien oder speziellen hochdosierten Medikamenten)
  • Patienten, die kürzlich eine größere Operation überstanden haben 
  • Großflächliche Wunden oder Verletzungen (z.B. Brandwunden)
  • Bestimmte invasive Behandlungen und Untersuchungen (z.B. Katheter in Blutgefäßen, Blasenkatheter)
  • Genetische Veranlagung
     

SYMPTOME DER SEPSIS
Sepsis ist die Reaktion des Körpers auf eine Infektion. Besonders in der Anfangsphase sind die Symptome schwer zu erkennen, da die Beschwerden oft unspezifisch sind, also auch von anderen Ekrankungen hervorgerufen werden können. Grundsätzlich sollte jede Infektion rechtzeitig behandelt werden. 

Eine Sepsis kann die folgenden Symptome beinhalten: 

  • Fieber (Temperaturen über 38°C), oft begleitet von Schüttelfrost
  • Verwirrtheit (Bei einer Sepsis kann das Hirn betroffen sein. Dann treten Bewusstseinsstörungen bis zum Delir auf)
  • Eine Abweichung der Anzahl der weißen Blutkörperchen im Blut (Leukozyten) 
  • Schnelle Herzfrequenz (Puls schneller als 90 Schläge pro Minute) 
  • Beschleunigte und flache Atmung
  • Niedriger Blutdruck (systolischer "oberer" Wert bei weniger als 90 mmHg)
  • Nierenfunktionsstörungen (verminderte Urinausscheidung) 
  • Ist die Sepsis Folge einer Hirnhautentzündung (Meningitis), treten manchmal charakteristische Hauterscheinungen in Form kleiner roter Flecken an vielen Stellen auf der Haut auf. Diese Flecken können auch zu dunkelroten und bläulichen Flecken verschmelzen und ähneln vom Erscheinungbild einem Bluterguss.
     

BEHANDLUNG DER SEPSIS
Voraussetzung für die erfolgreiche Behandlung ist die Therapie der Grunderkrankung, d.h. der Infektion, die die Blutvergiftung ausgelöst hat. Die Infektion kann medikamentös behandelt werden oder operiert werden. Es muss immer zuerst die Infektionsquelle behandelt werden. Bei einer schweren Sepsis muss zusätzlich zur Beseitigung des Infektionsherdes eine Antibiotikatherapie erfolgen und die funktionseingeschränkten Organe beobachtet und wiederhergestellt werden. Bei diesem Verlauf ist eigentlich immer ein Aufenthalt auf einer Intensivstation erforderlich. Der Patient erhält auf der Intensivstation meist Flüssigkeit per Infusion und eventuell Nährlösungen, ggf. auch per Magensonde, wenn der Patient nicht mehr essen kann. Sollte die Lunge in ihrer Funktion gestört sein, wird der Patient künstlich beatmet. Ist die Niere nicht mehr in der Lage, ihre Funktion zu erfüllen, erfolgt ein Dialyseverfahren (nimmt der Niere die Aufgabe des Blutfilterns ab). Außerdem erhalten die Patienten zusätzliche Schmerz- und Beruhigungsmittel und ggf. gerinnungshemmende Medikamnte zur Vorbeuung von Blutgerinnseln (Thrombosen).