54-jähriger Patient mit einer umfangreichen kardiologischen und kardiochirurgischen Vorgeschichte beklagt aus völligem Wohlbefinden zunächst Gliederschmerz, Leistungsknick und Fieberschübe bis 40°C. Verdacht auf Lungenentzündung.
Mit der Verdachtsdiagnose Lungenentzündung wird der Patient, der seit 3 Tagen über hohes Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen, Schüttelfrost und Husten klagt, stationär in das Krankenhaus aufgenommen und zunächst mit Antibiotikum behandelt. Noch in der ersten Nacht entwickelt der Patient einen septischen Schock und muss auf die Intensivstation verlegt werden. Beim septischem Schock reagiert der Organismus auf eine Infektion durch Mikroorganismen (Bakterien). Unmittelbar nach der Aufnahme erfolgte die Intubation des Patienten und eine kontrollierte künstliche mechanische Beatmung.
Trotz maximal-invasiver Beatmungstechnik konnte eine ausreichende Sauerstoffzufuhr nicht sichergestellt werden. Der Patient wurde noch am gleichen Tag in ein kardiochirurgisches Zentrum zur ECMO-Therapie verlegt. Der Begriff "ECMO" steht für "extrakorporale Membranoxygenierung". ECMO ist ein Verfahren, das die Herz- und Lungenfunktion unterstützt bzw. übernimmt, wenn bei einer Erkrankung trotz anderweitiger Behandlungsmethoden keine ausreichende Funktion dieser Organe erreicht wird.
Bei zeitgleichem Vorliegen einer Q-Fieber Epidemie im Landkreis wurde auch bei diesem Patienten der Q-Fieber-Erreger festgestellt. Hierbei handelt es sich um eine bakteriell verursachte Erkrankung, die von Tieren (z.B. Rinder und Schafe) auf Menschen übertragen wird und meist grippeähnliche Symptome hervorruft. Meist erfolgt eine Übertragung durch das Einatmen von kontaminiertem Staub (z.B. Heu/Staub im Stall), da die Q-Fieber-Erreger hoch infektiös sind. Eine Mensch-zu-Mensch-Übertragung kommt nur in Ausnahmefällen vor. Im Verlauf der Erkrankung kann eine Lungenentzündung (atypische Pneumonie) auftreten, welche in einem lebensbedrohlichen akuten Atemnot-Syndrom (ARDS*) resultieren kann. Die Therapie erfolgt in der Regel mit Antibiotikum.
Unter einer 4-tägigen ECMO-Behandlung besserte sich der Zustand des Patienten, sodass er erfolgreich von der Beatmung entwöhnt werden konnte und wieder auf die Intensivstation zurückverlegt werden konnte. Nach 39 Therapietagen inklusive ECMO konnte der Patient in einem guten Allgemeinzustand in eine Reha-Maßnahme entlassen werden. Nach der erfolgreichen Reha-Maßnahme kehrte der Patiente ohne weitere Beeinträchtigungen in sein gewohntes Leben zurück.
*ARDS = Als Acute Respiratory Distress Syndrome, kurz ARDS, wird die massive Reaktion der Lunge auf verschiedene schädigende Faktoren bezeichnet.